Themenwoche LL.M.-Programme

Welcher Studiengang ist der richtige für mich?

von Robert PeresLesedauer: 5 Minuten
Der Wunsch nach einem Masterstudium ist da. Nun gilt es das richtige LL.M.-Programm zu finden. Ein langer Weg, der mit vielen kleinen und großen Entscheidungsschritten zum passenden LL.M. führt. Die Prämisse aber ist klar: Es erleichtert die Entscheidungsfindung, sich vorher genau zu überlegen, welche juristische Karriere man anstrebt.

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Waren vor über zehn Jahren die Optionen für ein LL.M.-Studium noch überschaubar und zumeist auf das angelsächsische Ausland beschränkt, kann man heute aus hunderten internationalen und nationalen Angeboten wählen. Auch in Deutschland bieten immer mehr öffentliche und private Hochschulen LL.M.-Programme an. Es ist sehr wichtig, sich frühzeitig über die unterschiedlichen LL.M.-Programme zu informieren und sich über seine eigene Motivation im Klaren zu sein. Welche berufliche Karriere strebe ich an? Ist es notwendig, den Studiengang im Ausland zu absolvieren, was mit höheren Kosten und mehr Aufwand verbunden ist, oder bietet eine deutsche Hochschule das akademisch richtige Curriculum an, verbunden mit dem Vorteil, nebenbei arbeiten zu können?

Auslandserfahrung für Wirtschaftskanzleien unabdingbar

Wer beabsichtigt, als Rechtsanwalt in einer internationalen oder international agierenden Kanzlei zu arbeiten, sollte sich für eine Hochschule im englischsprachigen Ausland entscheiden. "An sich ist es für uns nicht entscheidend, ob ein Kandidat einen LL.M.-Titel hat. Eine Bedingung ist allerdings, dass der Bewerber längere Zeit im englischsprachigen Ausland verbracht hat und dort die Gelegenheit hatte, auf Englisch zu kommunizieren und sich mit der englischen juristischen Terminologie vertraut gemacht hat", sagt Recruiting Partner Adriane Sturm von der amerikanischen Sozietät Jones Day. Ein LL.M.-Studium im englischsprachigen Ausland garantiert genau dies und bietet über den erworbenen Titel hinaus noch weitere Möglichkeiten. Diese Erfahrung hat auch Christiane Wolff, LL.M. (Boston Univ.), Associate Partner bei FPS Rechtsanwälte in Frankfurt gemacht. "Da ich sehr viel berufliche Korrespondenz auf Englisch führe, haben mir meine im Rahmen des LL.M.-Studiums erworbenen fachspezifischen Sprachkenntnisse sehr geholfen. Zudem hat der Studiengang mir die Tür geöffnet, das Bar Exam zu absolvieren, so dass ich nun auch in New York als Anwalt zugelassen bin", erläutert sie.

LL.M. in Justiz, Verband und Behörde

Der Nutzen, den ein internationaler LL.M. für große Anwaltskanzleien und internationale Unternehmen und Verbände hat, ist offensichtlich. Bei anderen Arbeitgebern ist dies schwerer zu beurteilen. Für den Eintritt in den Staatsdienst sind immer noch die Noten, vor allem die Examensnote des Zweiten Staatsexamens, entscheidend. Einen kleinen Spielraum gibt es aber bei den "besonderen persönlichen Eigenschaften", welche den Bewerbern mit den etwas schlechteren Noten Pluspunkte verschaffen können. "Im Rahmen der Einschätzung dieser Eigenschaften kann der LL.M. als Zusatzqualifikation positiv bewertet werden", bestätigt der Pressesprecher des OLG Düsseldorf, Dr. Sven Kerkhoff. Eine große Bedeutung wird dem Abschluss dabei aber nicht zukommen. Allerdings nehmen grenzüberschreitende Sachverhalte zu. Will man sich später im Berufsleben um eine Stelle als Richter bei einem internationalen Gericht oder einem Gericht mit internationaler Sonderzuständigkeit bewerben, können die im Rahmen eines Auslandsstudiums erworbenen Qualifikationen zum Tragen kommen. Anna Fassbender, LL.M. (UNSW, Sidney), arbeitete beim Verband der Privaten Krankenversicherungen e.V.,  und stellte fest, "auch wenn der Verband hauptsächlich national tätig ist, profitierte ich bei den unterschiedlichsten Aufgaben von meinen im LL.M.-Studium erworbenen internationalen Erfahrungen und dem sicheren Umgang mit fachspezifischen Begrifflichkeiten im Englischen." Mittlerweile arbeitet sie in einer Behörde. Im Rahmen ihres für diese Stelle im Bewerbungsverfahren geführten Fachgesprächs spielte die Zusatzqualifikation allerdings keine Rolle. Eine Auswertung der geforderten Einstellungsvoraussetzungen für eine juristische Stelle in einem Bundesministerium zeigt, dass neben guten Examensnoten auch Fremdsprachenkenntnisse und Auslandsaufenthalte verlangt werden. Voraussetzungen, die sich durch ein internationales LL.M.-Studium, nicht aber durch eine Promotion erfüllen lassen.

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2/2: Deutscher LL.M. eine Alternative?

Die bei vielen Arbeitgebern so begehrten Zusatzqualifikationen erlangt man nur durch einen im Auslandsstudium erworbenen Master of Law. Diese Erfahrung hat auch Michael Roetting, LL.M. Eur, Uni Frankfurt, gemacht: "Wer sich für einen LL.M. in Deutschland entscheidet, sollte sich bewusst sein, dass dieser im Vergleich zu im Ausland erworbenen LL.M.s von den meisten potentiellen Arbeitgebern als geringwertiger angesehen wird. Das hat aus meiner Sicht so gut wie nichts mit der akademischen Qualifikation zu tun. Es liegt vielmehr daran, dass der LL.M. vor allem auch als Indikator für die Bereitschaft und Flexibilität, ins Ausland zu gehen und in einer anderen Kultur und Sprache zu arbeiten, gesehen wird". Auch wenn ein in Deutschland erworbener Titel nicht die gleichen begehrten Zusatzqualifikationen beinhaltet wie ein im Ausland erworbener LL.M., kann auch ein solches Masterstudium die Bewerbungschancen steigern. Bei einer Entscheidung zwischen einem internationalen und nationalen LL.M. ist immer zwischen dem fachlichen Erkenntnisgewinn und dem zeitlichen und finanziellen Aufwand abzuwägen. Je nach angestrebtem Berufsziel kann ein deutscher LL.M. die passendere und günstigere Alternative sein.

Qualität zählt

Da ein LL.M. nicht nur viele Zusatzqualifikationen bringt, sondern auch weniger zeitaufwendig ist als eine Promotion und auch einen erleichterten Einstiegslevel bietet, streben heute immer mehr Juristen nach dem Ersten oder Zweiten Examen diesen Abschluss an. Der Markt hat sich der stetig wachsenden Nachfrage angepasst. Immer neue Programme entstehen sowohl in Deutschland als auch in der ganzen Welt. So besteht die Gefahr, dass der Wert des Titels für LL.M.-Absolventen in Zukunft etwas verwässert wird.  Auch aus diesem Grund wird die Qualität des ausgewählten Programms immer wichtiger. International setzt man besonders in den USA auf Rankings, die auf der Grundlage unterschiedlicher Kriterien viele Programme vergleichen und bewerten. Jedoch gerade bei neu eingeführten Programmen lassen sich Qualität und künftige Wertschätzung des Titels nur schwer beurteilen, da oft noch keine Erfahrungswerte existieren. Bei Interesse sollte man sich bei jedem Programm genau über Kursinhalte, Dozenten und sonstige Details informieren. Das Ziel bei der Auswahl des eigenen LL.M.-Programms sollte es sein, dass das Studium  Zusatzkenntnisse vermittelt, die einem mit Blick auf das angestrebte berufliche Tätigkeitsfeld weiterhelfen. Das ausgewählte Programm sollte einem also nicht nur im Bewerbungsverfahren Pluspunkte bringen, sondern später auch in der alltäglichen Arbeit helfen. Doch neben den zusätzlichen Gewinnen, die ein LL.M. bringt, können auch ganz andere Faktoren mitentscheidend sein. Denn, so sagt Christiane Wolff, die Entscheidung für das LL.M.-Programm an der Boston University erfolgte nicht nur aus rein beruflichen Gründen: "Bei einer Reise durch die Neuenglandstaaten, die in Boston begann, hatte ich mich einfach in die Stadt verliebt." Der Autor Robert Peres ist Rechtsanwalt und Kanzleiberater. Er arbeitete viele Jahre für große US-Sozietäten in Deutschland und den USA.

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